Ende Dezember 2015 habe ich mich entschlossen, Bikram Yoga wieder als elementaren Freizeitbestandteil zu integrieren. Vor einigen Jahren war es schon einmal Bestandteil, jedoch nur als Trainingsergänzung. Leider hatte mein zeitintensives Berufsleben über mehrere Jahre derartige Aktivitäten nicht zugelassen. Nachdem ich mich entschieden habe, mein Leben «Megaschwerpunkt Beruf» auf «Beruf als ein Schwerpunkt unter Vielen» reduziert habe, musste Bikram Yoga nach den bisherigen positiven Erfahrungen primär integriert werden.
Die üblichen Wehwehchen, die ab Mitte Dreissig einsetzen, haben ihr Übriges getan. Ich leide seit über zehn Jahren an einer Bandscheibenvorwölbung, einschliesslich lumbalem Facettensyndrom (L4 S1). Meine LWS macht mir zeitweise in regelmässigen Abständen richtig Probleme, die häufig stark in den Ischias ausstrahlen, da die austretende Bandscheibe auch diesen Bereich tangiert. Meinem Hobby als leistungsorientierten Läufer hilf das nur bedingt weiter.
Ich konnte nach längeren Trainingseinheiten ab 30 km teilweise tagelang nicht richtig gehen, weil der Rücken schmerzte, vom Rennrad konnte man mich nach einer längeren Ausfahrt nur noch mit dem Flaschenzug vom Rad heben; die ärztlichen Ratschläge waren bisher nur bedingt brauchbar (Operation, etc.). Wenn ein Arzt dann nur noch sagt: «Dann müssen Sie halt das Laufen sein lassen.» … Was soll man davon noch halten. Medikamentös in Form von Spritzentherapien und Tabletten habe ich mir helfen lassen, wenn es gar nicht mehr ging. Um es kurz zu machen: Es handelt sich um ein stark beeinträchtigendes, äusserst nerviges Krankheitsbild, welches immer mit der Angst verbunden ist, dass es noch schlimmer wird und wenn möglich dauerhafte Einschränkungen ein neuer Lebensbegleiter werden können. Daher war der Entschluss, Yoga in den Tagesablauf zu integrieren sinnvoll, man hat ja nichts zu verlieren. Allerdings war die Erwartungshaltung insgesamt nicht hoch.
Ich merkte bereits früh, dass eine Mobilisierung stattfand und das allgemeine Wohlbefinden sich stark verbesserte. Meine Lieblingspose ist das Dreieck, weil ich dort bereits recht früh merkte, wie meine Bandscheiben an verschiedensten Stellen ganz sachte knackten und ich dieses Gefühl als sehr befreiend empfand. Es ist immer ein ganz leises knacken, vergleichbar mit dem Zerplatzen ganz kleiner Luftpolsterfolienblasen. Mein Rücken wurde dadurch nicht zu einhundert Prozent besser, aber die Schmerzen wurden lokaler und ich spürte die einzelnen Schmerzpunkte immer detailreicher, was mir zu bewussteren Bewegungsabläufen verholfen hat. Dies wiederum verhalf zu schonenderen Bewegungen, welche mir sehr entgegenkamen.
Rückschläge gab es jedoch auch in leichter Form. Allerdings waren diese nicht halb so einschränkend und waren auch schneller ohne Medikamente & Co. wieder so weit überwunden, dass man zumindest nur mit leichten Schmerzen den Alltag bewältigen konnte.
Dann kam Tag 18 der Yoga-Challenge Frühjahr 2016. An diesem Tag musste ich nachsitzen und hatte daher abends bereits die zweite Einheit und ich gehe davon aus, dass der Körper bereits von der morgendlichen Einheit entsprechend präpariert war. In der Dreiecksposition tat es relativ früh einen Schlag in der Lendenwirbelsäule genau an meinem neuralgischen Punkt. Es war diesmal keine Luftpolsterfolie, sondern eher ein geplatzter Reifen.
Es hat mich sehr erschrocken und ich habe mich sofort hingelegt und hatte zunächst Atemprobleme und ich dachte, dass ich hier wohl jetzt mit dem Rollstuhl rausgebracht werden muss. Aber es trat das Gegenteil ein. Es war nach einigen Sekunden äusserst angenehm, irgendwie befreiend und es gab eine sofortige Veränderung des chronisch anlastenden Schmerzes. Dieser Eindruck manifestierte sich dann in der restlichen Zeit der Einheit. Ich habe mir umgehend einen Termin in der Radiologie geben lassen und siehe da: Von der vorgewölbten Bandscheibe war nichts mehr zu sehen, ausser dass sie genau da war, wo sie hingehört.
In den Folgetagen hat sich das Schmerzbild drastisch verändert und ich kann jetzt, vier Wochen später behaupten, vollständig schmerzfrei zu sein. Der Zürich-Marathon lief ohne Probleme, ich kann Radfahren ohne Flaschenzug und einfach alles ist besser, weil mein Rücken vollständig beschwerdefrei ist. Und das allerbeste: Sowohl meine Versicherung als auch meine Ärzte haben mir vor wenigen Tagen grünes Licht gegeben, dass ich endlich wieder Fallschirmspringen darf, weil es jetzt zumindest rückenbedingt nahezu risikolos ist. Die Prognose der Heilung sagt jetzt sogar aus, dass sich die degenerierte Bandscheibe in der jetzigen Position auch ungestört regenerieren könnte. Wenn das kein toller Erfolg ist!
Die «Nebenaspekte» der Challenge soll dies nicht mindern, diese waren auch überragend. Aber der geschilderte Ablauf hat doch zu einer sehr nachhaltigen Veränderung geführt.
Es lebe die Yoga-Challenge und das Bikram Team Zürich, das einen fantastischen Job macht.